Mann von Polizei offenbar in Kofferraum voll Tränengas gesperrt – Politikerin spricht von »Gaskammer«
In Brasilien sollen Polizisten einen Mann in einem Kofferraum voller Rauch festgehalten haben. Er starb an Atemversagen. Seine Witwe wirft der Polizei ein grausames Verbrechen vor.
Ein Fall von Polizeigewalt im Ort Umbaúba in Brasilien hat Entsetzen ausgelöst.
Auf einem Video, das in den sozialen Medien verbreitet wird, sind zwei Polizisten zu sehen, die einen Mann gewaltsam im verqualmten Kofferraum eines Autos festhalten. Weißer Rauch steigt aus dem Wagen auf, offenbar Tränengas. Man hört das Opfer schreien, der Mann zappelt mit den Beinen, die aus dem Kofferraum herausragen. Dann bewegt er sich nicht mehr.
Die Polizei teilt mit, der 38-Jährige habe sich aggressiv verhalten und sich den Polizisten widersetzt. Die Einsatzkräfte hätten ihn ruhig gestellt. Als die Polizisten den Mann zum Revier hätten bringen wollen, habe sich sein gesundheitlicher Zustand verschlechtert. Er sei ins Krankenhaus gebracht worden, dort sei sein Tod bestätigt worden.
Empörung in Brasili
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Ein vorläufige Autopsie zeige, dass der Mann an Atemversagen gestorben sei, sagte George Fernandes, ein Sprecher des gerichtsmedizinischen Instituts des Bundesstaats Sergipe.
Das brasilianische Nachrichtenportal »G1« zitiert die Familie des Opfers. Demnach war der Mann psychisch krank. Der Neffe soll die Tat beobachtet haben. Die Witwe des Opfers sagte: »Das war wirklich ein Verbrechen, sie haben mit Grausamkeit gehandelt, um ihn zu töten.«
ps
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Die Bilder lösten in den sozialen Medien eine Welle der Empörung aus. Dutzende Menschen versammelten sich am Mittwoch zu einer Protestkundgebung in Umbaúba, wo sie eine Straße blockierten und Autoreifen verbrannten. Die im Video gezeigte Brutalität schockiere die Gesellschaft, teilt das unabhängige brasilianische Forum für öffentliche Sicherheit mit.
»Polizisten haben ein Auto in eine Gaskammer verwandelt und einen psychisch kranken Mann hingerichtet«, twitterte die Politikerin und Menschenrechtsaktivistin Renata Souza: »Es gibt keine Worte angesichts dieser Unmenschlichkeit.«
Präsident Jair Bolsonaro sagte, er werde sich bei der Polizei erkundigen, was passiert sei. Die Bundespolizei leitete eine Untersuchung ein. Die Gerichtsmedizin muss der Bundespolizei innerhalb von zehn Tagen einen abschließenden, detaillierteren Bericht vorlegen.
Der Vorfall ereignete sich nur wenige Tage, nachdem Beamte der Autobahnpolizei an einem Einsatz in Rio de Janeiro beteiligt waren, bei dem mehr als 20 Menschen starben. Die Polizei erklärte, sie habe keine andere Wahl gehabt, als tödliche Gewalt anzuwenden. Anwohner widersprechen dieser Darstellung.
Spiegel
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