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Empörung über brutale Tötung eines psychisch Kranken durch die Polizei

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Empörung über brutale Tötung eines psychisch Kranken durch die Polizei

Ein neuer Fall von Polizeigewalt erschüttert Brasilien: Ein 38-Jähriger ist in einem Polizeiwagen erstickt. Zuvor hatten ihn Polizisten in den Kofferraum gesperrt und eine Tränengasgranate hingeworfen.

In Brasilien sorgt die Tötung eines psychisch kranken Mannes durch eine Tränengasgranate in einem Polizeiauto für Entrüstung. Der 38-Jährige war am Donnerstag bei einer Verkehrskontrolle von drei Autobahnpolizisten angehalten worden, angeblich weil er Motorrad ohne Helm fuhr. Laut Angaben der Polizei widersetzte sich der Mann daraufhin. Augenzeugen berichten, dass die Polizisten den 38-Jährigen zudem getreten und geschlagen hätten. Man habe ihn daraufhin in den Kofferraum gesperrt, damit er sich "beruhige", erklärte die Polizei. Angesichts des Widerstandes des Mannes sei der Einsatz von Tränengas das "einzige verfügbare Mittel" gewesen.

In einem in den sozialen Medien verbreiteten Video ist zu sehen, dass er sich nicht wehrt und dann wie Beamte versuchen, den Mann im Schwitzkasten in den Kofferraum eines Vans zu zwängen. Das Opfer schreit, seine Beine ragen aus dem Kofferraum heraus. Plötzlich steigt weißer Rauch auf, das Opfer bewegt sich nicht mehr. Umstehende Passanten rufen den Beamten entsetzt zu, dass sie den Mann gerade umbringen. Laut Gerichtsmedizin starb der Mann an akutem Atemversagen.

Die Familie spricht in der Tageszeitung Folha de São Paulo von Folter und Mord. Nach Angaben der Witwe litt der Mann an Schizophrenie, habe die Krankheit aber durch Medikamente unter Kontrolle gehabt. Er sei niemals aggressiv gewesen, wird sie zitiert.

Im nordöstlichen Bundesstaat Sergipe protestierten laut örtlichen Medien von Freitag aufgebrachte Bewohner der Stadt Umbaúba gegen die Polizei. Sie sperrten eine Bundesstraße, zündeten Reifen an und forderten Gerechtigkeit. Der Tod des Mannes löste landesweit Empörung aus. Die Polizei habe "Nazimethoden" angewandt, war in Sozialen Netzwerken zu lesen.  

Der Präsident des Forums Öffentliche Sicherheit, Renato Sérgio Lima, warf der Polizei vor, gegen alle Vorschriften gehandelt zu haben. Tränengas dürfe nur bei gewaltsamen Massenunruhen im Freien eingesetzt werden, niemals in geschlossenen Räumen, sagte Lima. "Polizisten haben ein Auto in eine Gaskammer verwandelt und einen psychisch kranken Mann hingerichtet", schrieb die Abgeordnete und Menschenrechtsaktivistin Renata Souza auf Twitter. Der Bundesstaatsanwalt von Rio de Janeiro, Eduardo Benones, verglich den Fall mit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd vor zwei Jahren im US-Bundesstaat Minnesota.

Brasiliens rechtsextremer Präsident Jair Messias Bolsonaro ließ in einer ersten Stellungnahme auch Verständnis für die Polizisten erkennen. Diese seien wohl nervös gewesen, weil unlängst Kollegen von ihnen bei einer Verkehrskontrolle ermordet wurden. In keinem anderen Land der Welt kommen so viele Menschen bei Polizeieinsätzen ums Leben wie in Brasilien. 2020 und 2021 wurden laut dem Forum Öffentliche Sicherheit jeweils mehr als 6000 Menschen von Polizisten getötet.

Polizei-Einsatz in Rio mit 24 Toten

Erst am Mittwoch hat es nach einem Polizei-Einsatz in einem Armenviertel der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro mindestens 24 Tote gegeben. 15 der Toten waren der Polizei zufolge Kriminelle. Zudem wurde demnach eine Bewohnerin von Vila Cruzeiro versehentlich von einer Kugel getroffen und starb. Die anderen Toten waren noch nicht identifiziert. Mindestens fünf Menschen waren verletzt worden. 

Augenzeugen zufolge war es in dem Armenviertel im Norden Rios von den frühen Morgenstunden an zu heftigen Schusswechseln gekommen. Die Polizei wollte laut dem Bericht die Chefs des Verbrechersyndikats Comando Vermelho (Rotes Kommando) festnehmen, die sich dort versteckt haben sollen. 13 Gewehre, vier Pistolen, zwölf Handgranaten und eine große Menge Drogen seien sichergestellt worden. "Diese schlechten Leute wollen die Zukunft der Menschen in Rio de Janeiro zerstören. Wir werden keine Anarchie in unserem Staat zulassen", schrieb Rios Gouverneur Cláudio Castro auf Twitter.

Vor etwa einem Jahr hatten Polizisten beim blutigsten Einsatz in Rios Geschichte in der Favela Jacarezinho mindestens 28 mutmaßliche Mitglieder von Drogenbanden getötet. Mächtige Banden ringen in den Armenvierteln um Kontrolle bei Drogenhandel und Schutzgeldgeschäften. Die Polizei beschuldigte den Obersten Gerichtshof am Dienstag dafür, dass mehr Kriminelle nach Rio gekommen seien. "Wir haben diese Bewegung vom Zeitpunkt der Entscheidung des STF (,die Polizei-Einsätze in Favelas während der Corona-Pandemie einzuschränken,) an festgestellt", zitierte die Folha de S. Paulo Coronel Luiz Henrique Marinho.

Sueddeutsche

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